Für viele Menschen ist elektronische Musik ein Synonym für Techno, Dubstep oder House – elektronische Tanzmusik eben. Die wenigsten wissen, dass ihre Produktionstechniken bereits seit den späten 1940er Jahren außerhalb der populären Musik entwickelt wurden.
Die Verwendung etwa von „nicht-musikalischen“ Klangquellen wie Sprachaufnahmen oder Stadtgeräuschen, wie sie manche aus der Musik von Pink Floyd oder den Beatles kennen mögen, wurde bereits in den späten 1940er Jahren in Paris entwickelt – durch die Musik von Pierre Schaeffer, die ausschließlich aus solchen Klängen besteht. Nur wenige Jahre später trieben Komponisten wie Gottfried Michael Koenig und Karlheinz Stockhausen die Entwicklung der elektronischen Klangsynthese voran – die Herstellung künstlicher Klänge mithilfe elektronischer Techniken also, ohne sich dabei Aufnahmen realer Töne oder Geräusche zu bedienen.
Aufnahmestudios hingegen, die sich auf die Produktion von Popmusik spezialisierten, begannen mit der Entwicklung von Produktionsmethoden, in denen menschliche Darbietungen, maschinengesteuerte Instrumente und Techniken der Audioverarbeitung wie Filter und Bandmaschinen kombiniert wurden. Popmusik bedeutete dadurch nicht mehr die Reproduktion einer musikalischen Performance, sondern wurde zu einem hybriden Produkt von zum Teil unabhängig voneinander angefertigten Einzelteilen. Menschliche Musiker:innen wurden dabei mitunter durch verschiedene Technologien ersetzt, und manchmal waren und sind sich die Musikhörer:innen dieser Studiotricksereien nicht bewusst.
In diesem Workshop setzen wir uns mit elektronischer Musik und ihren Produktionstechniken im zeitgenössischen Umfeld auseinander. Dabei komponieren wir Klangcollagen aus eigenen Aufnahmen mithilfe leicht verfügbarer Software. Wir lernen Techniken zur Klangbearbeitung, -verarbeitung und -abmischung kennen – sowohl theoretisch als auch praktisch. Nicht zuletzt entdecken wir das kreative Potenzial von Klangmanipulationen und digitalen Produktionstechniken und hören uns Musik an, die mit diesen sowie mit früheren Technologien gemacht wurde. Auf diese Weise gewinnen wir Einblicke in die reiche und oft herausfordernde Geschichte und Ästhetik dieses faszinierenden interdisziplinären Bereichs der zeitgenössischen Komposition.
Geeignet u. a. für die Unterrichtsfächer: Musik, Technik, Physik