Wer beim Fotografieren sein Auge an den Sucher einer Kamera führt und ganz unwillkürlich das andere Auge schließt, hat bereits – ganz unbewusst – den ersten Schritt in die Diskussion über den Wahrheitsanspruch der Fotografie gemacht. Schon bevor es einen zweidimensionalen Papierabzug des künftigen Fotos gibt, verliert beim Zukneifen eines Auges das Motiv seine Räumlichkeit. Ist die Fläche auf der Fotografie tatsächlich eine Fläche oder nicht vielleicht doch die Stirnseite eines Würfels? Und damit fangen die Fragen an die Fotografie erst an: Gibt es überhaupt einen "objektiven" Standpunkt, den "wahren" Ausschnitt, eine "unmanipulierte" Belichtung?
Im Workshop werden die Schüler:innen diskutieren, wie sich die Wirklichkeit in den unterschiedlichen Verfahren der Fotografie ins Bild einschreibt. Hat vielleicht jedes Foto eine eigene Wirklichkeit? Und wenn das "Bildermachen" bereits durch die Position der Kamera, Belichtung und Perspektive in die Realität eingreift – ab wann kann von Manipulation gesprochen werden? Ist bereits die Bearbeitung von Tonwerten ein Eingriff?
Wir diskutieren, wie Medien mit diesem Thema umgehen und wie Fotografie benutzt wird, um das Abgebildete dem jeweiligen Einsatzzweck anzupassen – zum Beispiel durch Composing oder die Entfernung von Bildelementen. Dabei wird das Fotografieren selbst zum praktischen Erlebnis: Die Schüler:innen können in verschiedenen Arbeitsbereichen die Möglichkeiten eines professionellen Studio-Sets erproben. Der vorhandene Raum wird zur Bühne ihrer fotografischen Experimente. In der anschließenden Bildbesprechung kann die Eingangsfrage um das eigene Praxiserleben angereichert neu gestellt werden: Zeigen die Fotos die Realität und vor allem – welche?
Geeignet u. a. für die Unterrichtsfächer: Kunst, Gestaltungstechnik, Medienkunde